Du musst Dein Trauma nicht verstehen, um es aufzulösen. Nutze die Macht Deines Körpers!
Du möchtest, daß es Dir endlich besser geht und der Verstand, sowie die Erinnerungen endlich zur Ruhe kommen? Außerdem soll der Körper aufhören zu spinnen! Ist doch nicht zu viel verlangt. Schließlich machst Du schon alles mögliche. Aber irgendwie scheint Dich niemand zu verstehen und keiner gibt Dir Tipps, die wirklich funktionieren.
Mit diesem Artikel wirst Du verstehen, warum es viel wichtiger ist, die Traumaerinnerung des Körpers zu verändern. Anstatt das Geschehene verstehen zu wollen.
Doch die ursprüngliche Geschichte fand innerhalb des Körpers statt:
Kampf-, Flucht & Erstarrung. Täglich. Das spürten wir aber irgendwann nicht mehr. Der Kopf war lauter und erzählte uns immer wieder die äußere Geschichte. Irgendwann hofften wir, dass alles vorbei sei, sobald die äußere Situation beendet ist. Das Leben könnte beginnen. Traumatisierte berichten oft das Gegenteil. Das liegt daran, weil im Nervensystem ein „Stress-Abdruck“ eingespeichert ist.
Und um diesen Zustand im Körper nicht zu fühlen und weil wir eh nicht wussten, wie wir dieses Gefühl verändern können, hofften wir, dass uns jemand anders im Aussen helfen kann. Wir erzählten die Geschichte. Immer wieder. Aber niemand schien zu verstehen, wie schlimm es war.
Doch alles begann innerhalb des Körpers. In der Wahrnehmung. Das Aussen war der Trigger, das Innen reagierte darauf. Selbst wenn der äußere Trigger im Erwachsenenalter nicht mehr da ist, fühlt sich alles an wie immer. Warum? Weil das Innen gelernt hat in Schreck und Schock zu verharren.
Eine Veränderung der Innenwahrnehmung wäre die Lösung, aber sie scheint nicht mehr möglich.
Weil ein Trauma zuallererst den Körper in Aufruhr versetzt, ist es wichtig wieder Frieden im eigenen Körper zu fühlen. Dazu muss man die erlebte Geschichte nicht verstehen, sondern den Frieden innerphysisch spüren üben.
Aber wie nur kann man dieses innere Wiederkäuen der erlebten Geschichte stoppen? Und den Frieden spüren?
Dieses „Festhalten“ am Negativen hat mit der Evolution zu tun: wir mussten uns erzählen, wo die Gefahr lauerte, so hatten wir die meisten Überlebenschancen. Das tun wir noch immer.
Aber wenn wir wissen, dass Negativität mit dem inneren Fokus auf das sympathische Nervensystem einhergeht und Positivität mit dem inneren Fokus auf das parasympathische Nervensystem einhergeht, hält man einen wichtigen Schlüssel in Händen. Man muss die Lösung nur noch praktisch umsetzen.
Wenn es etwas zu verstehen und zu lernen gilt, dann wäre es: wie beende ich den inneren Monolog und das Rezitieren der eigenen Geschichte? Oder anders: wie komme ich aus dem Kopf in den Körper?
Ein Trauma ist ein erlebter Zeitraum des (Er)Schreckens, in dem der Verstand keine Antwort auf die Fragen des Körpers hatte und begann sich von ihm zu trennen.
Die Überforderung und das Gefühl des Nichtverstandenwerdens hat sich über Jahre fest in die Kopf-Körper-Connection gefressen.
Was ist ein Trauma?
Die Erinnerung stoppen. Oder: kehre zurück in den Körper!
Weißt Du, wie lange ich versucht habe, meine Traumata über das Verstehenwollen aufzulösen? Jahrzehnte! Und wenn ich nicht angefangen hätte, auf meinen Körper zu hören, würde ich es wohl noch immer tun!
Auch mein Nervensystem hielt an Geschichten der Vergangenheit fest und löste dadurch das Innengefühl immer wieder aus. Da mir niemand sagte, dass ich dadurch das Alte am Laufen hielt, machte ich immer weiter, in der Hoffnung, dass mir jemand erklärte, wie der Weg hinaus funktioniert.
Um die Erinnerung stoppen zu können, ist es wichtig dort etwas zu verändern, wo das Trauma begonnen hat: in der Innen-Wahrnehmung:
- Luft anhalten
- Mund halten – Spannung Kiefergelenk
- Nicht für sich einstehen = Wunschunterdrückung, Lebensresignation
- Gefühl von innerer Leere oder Hoffnungslosigkeit.
Damit fing alles an! Eine physische Spannung aus Muskel- und Faszienspannung, die langfristig zur Verklebung und Verfilzung der Faszien führte. Sobald das passiert war, mussten wir nicht mehr selbst anspannen, das erledigten nun die Faszien für uns. Dadurch konnten wir aber auch immer schlechter aus „Kampf- und Flucht“ aussteigen. Entspannen fiel immer schwerer. Und Reden löste diese innere Spannung leider garnicht.
Im Gegenteil: das Mentalisieren aktiviert sogar immer wieder eine Sympathikusreaktion. Der Körper glaubt dann, wir seien akut in Gefahr. Er kann nicht unterscheiden zwischen Gedanken und Realität. Deswegen sind Horrorfilme so real und machen Angst. Diejenigen, die keine Angstgefühle mehr haben, sollten sich Gedanken darüber machen, ob ihr sympathisches Nervensystem völlig übersteuert ist…
Die Erinnerung zu stoppen bedeutet, die Spannung aus dem Körpergewebe zu befreien. Und zu lernen, so wenig wie möglich neue Spannung aufzubauen. Wie beim Abnehmen: mehr Kalorien verbrauchen, als aufnehmen. So auch beim Spannungsabbau: mehr loslassen, als aufbauen.
Und dafür müssen wir uns mit dem Körper und seinem Gewebe beschäftigen: aktiv und passiv!
Aktiv bedeutet: bewegen. Dadurch steigern wir die Durchblutung, Sauerstoff wird zum Gewebe transportiert, Schlacken abtransportiert.
Passiv bedeutet: beobachten. Dadurch beginnen wir zu spüren, wann wir anspannen und beenden unsere Reaktionsweisen frühzeitig. Bis sie irgendwann verschwunden sind.
Ausserdem gibt es so genannte innere Berührung. Wenn wir so achtsam werden, dass wir bemerken, dass wir uns selbst von innen berühren und verändern können, haben wir jede Menge geschafft in der Körperwahrnehmung!
Die moderne Traumaforschung hat sogar schon wissenschaftlich belegt, dass Traumaheilung im Wesentlichen über den Körper funktioniert. Die Polyvagaltheorie nach Stephen Porges bestätigt, dass der Körper wesentlich mächtiger als der denkende Geist ist. Herausgefunden hat er es anhand der Funktionsweise des Nervus Vagus, unseres Selbstheilnerv.
Die Rückkehr in die Körperwahrnehmung ist die Eintrittskarte zur Traumaheilung.
Tipps zur Körperwahrnehmung
- Atembeobachtung: wie ist sie in Ruhe und wie, wenn Du Dich aufgeregt hast? Übe sie zu beruhigen nach jeder Aufregung.
- BodyScan: damit trainierst Du Deinen inneren Beobachter und bemerkst, wo Du im Innen blockiert bist. Also wo Du eine stressbedingte Verspannung aufgebaut hast. Beginne diese Blockade als das abgespeicherte Trauma zu betrachten und löse die Spannung auf.
- Variiere mit Deiner Körperhaltung, sowohl bei der Atembeobachtung, als auch beim Bodyscan! Denn wenn Du im Alltag bist, befindest Du Dich aufrecht sitzend oder stehend. Dadurch verändert sich die innere Körperspannung! Die meisten üben am liebsten im Liegen, weil es sich so viel besser anfühlt. Wichtig für unseren Alltag ist, dass wir den Frieden in uns auch im Sitzen und Stehen spüren.
Körperbewusstsein bewirkt:
- Umprogrammierung des Nervensystems: Körperspüren löst eine viel bessere Innenwahrnehmung aus, als die Nervenaktivität von Gedanken
- Training des bewussten Lenkens der inneren Aufmerksamkeit. Angst oder Frieden? Denn die innere Wahrnehmung entspringt völlig unterschiedlichen Körperbereichen.
- Folglich beenden wir die Gedankenschleife der eigenen Geschichte. Wir triggern uns selbst nicht mehr.
- Aktivieren des parasympathischen Nervensystems führt zur Wahrnehmung von „innerem Frieden“